Bremse macht nicht auf, TÜV gnadenhalber

Hanspi
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Re: Bremse macht nicht auf, TÜV gnadenhalber

Beitrag von Hanspi »

Hallo Lutz
eigentlich hatte ich ja ‘gedroht’ mich zur Nasenfahnenrichtungsfrage nicht mehr zu äussern .. :roll:
Allerdings kann ich auf Dein charmantes Posting nicht einfach so mir nichts, dir nichts hinweg schauen. :geek:

Die Diskussion hat ja jetzt gezeigt, dass die Nasenfahnen nur nach vorne gerichtet solche bleiben. Sind sie nach hinten gerichtet, müssen die Fahnen weg und dann handelt es sich nur noch um Nasen :lol:
Wie dem auch sei und wie man auch will: Original waren die Nasen nach hinten gerichtet, hatten aber in den 70er Jahren auch noch keine Fahnen dran, somit haben die Fahnen auch nicht gestört, da sie ja auch nicht an den Holmen anstehen konnten.
Ich habe im Internet viel recherchiert und keinen Anhaltspunkt dafür gefunden, dass die Nasen(fahnen) bei der TX jemals nach vorne gezeigt hätten. Übrigens auch nicht bei all den anderen Modellen (zB, die RD Typen) der 70'er Jahre welche über baugleiche Zangen verfügten. Alle sie hatten die Nasen(fahnen) nach hinten gerichtet. Wieso sollten bei der TX - in Originalausführung - die Nasen nun plötzlich nach vorne zeigen? Sie hatten ja damals wie gesagt noch keine störenden Fahnen. Es gibt übrigens auch ganz praktische Gründe (zB. Gischt-Schmutz, u.a.) wieso die Fahnen nicht nach vorne zeigen sollten...! Aber wie bereits gemeldet, das kann jeder halten wie er will. Ich schätze, dass alleine wegen dem nach vorne drehen der Nasen(fahnen) keine wirklichen Sicherheitsprobleme beim Bremsen entstehen.

Nun Deine Frage richtet sich ja auch nicht wirklich danach, sondern vielmehr nach den Quietschblechen. Und da sieht es nun meines Erachtens doch schon etwas anders aus:
Ich hatte es befürchtet, dass diese Frage kommen wird... Wieso befürchtet? …nun weil jetzt wird es wirklich kompliziert und in einem Forum ist diese Frage fast nicht mehr zu bewältigen und gehört eigentlich in einen eigenen Thread.

Wie dem auch sei: Entscheiden ist sicher, dass der Name 'Quietschbleche' nicht wirklich korrekt ist. Um’s Quietschen zu verhindern geht es nämlich bei den Blechen nur in zweiter Linie. Entscheidender ist, dass die Bleche verhindern sollen, dass die Bremsbeläge bei starker Beanspruchung mit den Bremsscheiben verkannten und somit blockieren können. Daher ist auch die richtige Positionierung der Quietschbelche dermassen wichtig (siehe Pfeil auf den Blechen in Drehrichtung des Rades). Sie winkeln die Bremsbeläge in Bezug zu den Bremsscheiben leicht an! Diese leichte ‘Anwinkelung’ soll das blockieren bei Vollbremsungen verhindern. Aber eben, ist nicht ganz einfach zu erklären und kann dann wieder dutzende von Gegenfragen und Gegendarstellungen provozieren. (werde dies aber gerne genüsslich lesen :) )

Nun, solange man in relativ flachem Gelände im ‘Grossvatermodus’ mit der TX unterwegs ist dürfte dies alles vermutlich nur eine untergeordnete Rolle spielen. Anders sieht es natürlich aus, wenn man regelmässig an Pässen unterwegs wäre. Man möchte ja dann nicht jedes Mal wenn man auf eine der vielen Haarnadelkurve – mit umgebendem abschüssigem Gelände - mit starkem Bremseinsatz zu rast an die falsch gerichteten Nasenfahnen und/oder an die fehlenden Quietschbleche denken müssen.

Gruss Hanspi
schraubix
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Re: Bremse macht nicht auf, TÜV gnadenhalber

Beitrag von schraubix »

Wo der Hanspi Recht hat, hat er Recht.
Die Fahnen der Beläge waren nie nach vorne gerichtet. Das ist auch bei den XS650er so.
Das mit den Blechen stimmt auch.
Wie ich aber schon mal erwähnt hatte, fahre ich und meine TX Kumpels seit vielen Jahren ohne diese Bleche und wir liessen es oft Krachen in den 80er Jahren und manchmal tun wir das immer noch.
Letzten Herbst hetzten wir am 1. Tag, auf dem Weg ins Piemont, über 7 Pässe. Da kann man keinen Grossvaterstil an den Tag legen. Also nach meinen Erfahrungen, muss man sich über diese Bleche keine Sorgen machen.
Liebe Grüsse an alle.
ueli
Hanspi
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Re: Bremse macht nicht auf, TÜV gnadenhalber

Beitrag von Hanspi »

Hallo Ueli

ja, denke auch, dass es so ist wie du es beschreibst. Das muss halt jeder letztlich selber entscheiden in wie weit er vom Original abrücken will.

Allerdings.... :mrgreen:
Es liegt natürlich auch in der Natur der Sache, dass sich diejenigen, welche mal schlechte Erfahrung aufgrund fehlender Quietschbleche gemacht haben, womöglich gar nicht mehr zu Wort melden können :twisted: :twisted:

Gruss
Hanspi
Alex
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Re: Bremse macht nicht auf, TÜV gnadenhalber

Beitrag von Alex »

natürlich kann ich's nicht sein lassen... :D auch wenn ich seit 2 Jahren ohne Bleche rumbremse hab ich mir mal überlegt für was die gut sein könnten. Die Bremskolben der TX sind sehr kurz und neigen daher zum verkanten. Die XS2 hatte diese Bleche noch nicht, wahrscheinlich haben sich die Yamaha Ingenjörs nach dem 1.Erfahrungsjahr dieses Gegenmittel ausgedacht.

Bild
Auf Bild 1 sieht man die neue, unverschlissene Bremse. Beim Bremsvorgang wird der Bremsbelag in Fahrtrichtung mit hoher Kraft an den Bremssattel gedrückt (rote Linie). (Die hohe Flächenpressung an diesem Punkt ist für mich nebenbei bemerkt ein Grund die Fähnchen nach hinten wehen zu lassen.) Durch die hohe Reibung bewegt sich der Belag dort kaum mehr, und wird bei erhöhtem Bremsdruck nur noch im hinteren Bereich weiter an die Bremsscheibe gedrückt. Dadurch verschleisst der Belag vorallem im hinteren Bereich.

Bild
Bild 2 zeigt den verschlissenen Belag ohne Blech. Der Bremskolben verkantet beim Bremsvorgang, und frisst sich allmählich in die Bremsbacke.

Bild
Bild 3 zeigt schliesslich die von mir vermutete Funktion der Bleche, die so bis zu einem gewissen Grad dem Verkanten entgegenwirken. Ich bin aber ehrlich gesagt nicht wirklich überzeugt von dieser Lösung, und werde lieber regelmässig (z.B. beim Reifenwechsel) die Bremsbeläge jeweils wieder plan schleifen. Wenn man die Bleche mit nach vorne gerichteten Fähnchen montiert verstärkt sich nach meiner Meinung der Verkant-Effekt.
martin s aus b
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Re: Bremse macht nicht auf, TÜV gnadenhalber

Beitrag von martin s aus b »

Ich hab vergangene Woche die wunderbar gutgängigen Schwimm-Bremssättel der Kawasaki zwecks Reinigung vor Umbeölung auf DOT5 und Verbau von Stahlflex-Leitungen zerlegt. Ich lass hier mal die Diskussion zu den Blechen außen vor. Die gabs bei der Kawasaki auch, nur waren sie direkt an die Bremsbeläge angenietet die dann seitenrichtig verbaut werden mussten. Aber bei den aktuellen Zubehör-Belägen fehlen sie einfach - und alles funktioniert trotzdem.

Im Kawasaki-Werkstatthandbuch das ich anläßlich dieser Aktion mal wieder in die Hand genommen hab gibts eine Schnittzeichnung des Bremssattels. Die hab ich hier mit zwei Darstellungen aus dem TX-Handbuch zusammenkopiert.

Bremssattelvergleich.jpg
Bremssattelvergleich.jpg (84.93 KiB) 6047 mal betrachtet

Links ist erklärt wie die Kolbendichtungen bei beiden Ausführungen die Bremskolben bei Wegnahme des Bremsdrucks zurückziehen und damit die Scheiben freigeben - hoffentlich. Und rechts sieht man den unterschiedlichen Aufbau der Bremssättel.

Die TX hat pro Bremskolben jeweils nicht nur den Dichtring sondern zusätzlich einen, was den Querschnitt und damit die Verformungsfähigkeit in Bezug auf die Duchmessertoleranzen im Einstich angeht, relativ dünnen zweiten Dichtring als Schmutzschutz. Den gibts bei der Kawasaki nicht, die hat als 'Dust-seal' einen Faltenbalg der im Unterschied zu einem zweiten Dichtring eine 99,97% reibungsfreie Verschiebung des Kolbens ermöglicht. Trotz der Tatsache daß bei der Kawa der gegenüberliegende Belag über eine Verschiebung des ganzen Bremssattels auf den Schwimmsattelbolzen frei gemacht werden muß funktioniert dieses System insgesamt deutlich reibungsärmer.

Wenn ich demnächst die TX ebenfalls auf DOT5 und Stahlflex umstelle werd ich vorher mal versuchsweise nur die Schmutzschutzringe rausnehmen und schaun ob sich damit an der Rückstellung bzw. Freigängigkeit der Scheiben was ändert.

Martin
loyalm1
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Bremse macht nicht auf-jetzt also auch ich...

Beitrag von loyalm1 »

Zurück zum eigentlichen Thema, das auch mich jetzt ereilt hat:
Meine neu überholte Bremsanlage mit neuen Kolben und Dichtungen und Belägen und "Quietschblechen" und Bremsflüssigkeit - macht nicht richtig auf!!
Die Bremse läuft heiß, man muss viel Gas geben und hat keinen Spaß.

Ich habe den HBZ zerlegt und mit Ultraschall gereinigt, aber das hilft nicht. Ich habe jetzt nach vielem Rätselraten folgende Theorie, die ich gerne zur Diskussion stellen möchte; denn bei meinem Kolben im HBZ scheint die Füllscheibe nicht intakt zu sein: Ein oder zwei der Federstahllaschen sind etwas aufgebogen und drücken nicht mehr mit Vorspannung auf die jeweilige Bohrung im Kolben.

Ich habe inzwischen im Internet in einer Funktionsbeschreibung solcher Bremsanlagen gelesen (und darin meine Theorie bestätigt gesehen), dass beim Loslassen des Bremshebels durch das Zurückschieben des Kolbens im HBZ (logisch!) ein Unterdruck in der Bremsleitung entsteht, der (zusammen mit den Rückstellkräften der Gummidichtungen in den Bremszangen) die Bremsbeläge bzw. -kolben wieder etwas zurückzieht. Sobald der Kolben dann weit genug zurück gedrückt wurde, dass die vordere (kleinere) Bohrung zum Bremsflüssigkeitstank wieder offen ist, erledigt sich der Unterdruck dann. Das alleine aber reicht nicht. Denn zusätzlich kann bei einem hinreichend großen Unterdruck durch die kleinen Bohrungen im Kolben, die von den Laschen der Füllscheibe verschlossen wie Ventile wirken, Bremsflüssigkeit nachströmen ("pumpen", z.B. um das Volumen bei sich abnutzenden Bremsbelägen zu ergänzen).

Meine Theorie also ist:
Dadurch, dass wegen der nicht genügend angedrückten Zungen der Füllscheibe Bremsflüssigkeit praktisch ungehindert nachströmen kann, entsteht beim Loslassen des Bremshebels kein hinreichender Unterdruck mehr, um die Kolben in den Bremszangen zurückzuziehen.
Siehe auch:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hauptbrem ... iagram.gif

Ich freue mich auf eure Meinungen bzw. auch Erfahrungen!
Matthias
Matthias Loyal
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(mein) Problem gelöst: Bremse macht nicht auf

Beitrag von loyalm1 »

Hallo zusammen,
nach langer Schrauberpause und verdauter Frustration habe ich mich neulich an das offene Thema mit meinen nach der Überholung (neue Edelstahlkolben und neue Dichtringe) nicht frei gebenden Bremsen gewagt.
Meine Theorie, dass die Zungen am Kolben der Bremspumpe die Ursache dafür sein könnten, könnte ich falsifizieren: Ich habe mir eine Honda CB750 Bremspumpe und ein Repair-Kit dafür gekauft und es damit - erfolglos - ausprobiert.
Ergo blieben wirklich nur die neuen Dichtringe als Ursache möglich.
Bei Saxmoto konnte ich (für XS650) recht günstig neue kaufen und beim Ausbau war dann sofort klar: Das ist wirklich die Ursache gewesen - siehe Fotos (neu oben/altunten) weiter unten. Ob ich unsachgemäß mit Fett/Öl/Bremsenreiniger o.ä. dran gekommen bin, oder ob mein DOT 5.0 die Expansion der Dichtungen verursacht hat, sei dahingestellt. Jedenfalls geht die Bremse jetzt wieder wie sie soll. Das Gefummel mit den Unterlegplättchen unter den Bremsbelägen habe ich mir übrigens dieses mal erspart.
Danke für den Tipp mit dem Hochladen der Bilder via PicR.de!

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Bild
Matthias Loyal
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Torsten
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Re: Bremse macht nicht auf, TÜV gnadenhalber

Beitrag von Torsten »

Hallo Matthias,

ich hatte bei meiner TX neulich eine neue Bremspumpe eingebaut und habe hier vor Ort
bei Yamaha Weihe einen erfahrenen Schrauber gefragt, ob ich nach Spülung des kompletten
Bremssystemes DOT 5 auf Siliconbasis verwenden kann. Dies wurde ausdrücklich verneint,
da sie in der Werkstatt schon einige Yamaha und BMW Kunden hatten, die selbst einen Wechsel
von DOT 4 auf DOT 5 vorgenommen hatten, mit der Folge, daß die Dichtungen aufgequollen sind,
da für diese Bremsanlagen nur Freigaben bis DOT 4 vorhanden waren.

Gruß Torsten
martin s aus b
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Re: Bremse macht nicht auf, TÜV gnadenhalber

Beitrag von martin s aus b »

Hallo Matthias & Torsten,

ich hab die TX und meine beiden 80er Jahre Kawas vergangenes Jahr nur mit Reinigen/Spülen aber ohne Austausch von Elastomerteilen auf Mike Sanders DOT 5 Silikonbremsflüssigkeit umgestellt. Bis dato funktioniert alles problemlos.

Martin
pewe
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Re: Bremse macht nicht auf, TÜV gnadenhalber

Beitrag von pewe »

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